Brüllend verkündet Adolf Hitler am 15. März 1938 den Anschluss Österreichs an Deutschland. Es ist „ein Orkan des Jubels“ – wie das Propagandablatt „Völkischer Beobachter“ salbungsvoll verkündet – der den Worten des Führers am Heldenplatz als Antwort entgegenpeitscht. Rund 200.000 Menschen sind gekommen um der Rede Hitlers zu lauschen. Dank der zum Einsatz kommenden modernsten Übertragungstechnik ist diese auch noch in hintersten Winkel des Platzes zu vernehmen. Der Heldenplatz wird zum nicht überhörbaren Symbol für die Mittäterschaft Österreichs an der Shoah.
„The Voices“ der schottischen Künstlerin Susan Philipsz erinnert im Auftrag des „Haus der Geschichte Österreich“, das hier in der Neuen Burg im November seine Pforten öffnen soll, sowohl an jenes propagandistische Geschrei, das sich durch die Bevölkerung zieht, als auch an jene Stimmen, die in Folge der kommenden Ereignisse der NS-Herrschaft zum Verstummen gebracht werden. Für ihre Arbeit verwendet Philipsz vier Wassergläser, die durch Darüberstreichen mit den Fingerkuppen Klang erzeugen. Assoziationen zu den Kristallementen, die in den damaligen Mikrofonen und Radios zu Einsatz kamen, sowie der von den Nazis so bezeichneten „Reichskristallnacht“ sind in Folge der Materialauswahl durchaus beabsichtigt.
Philipsz zeigt sich fasziniert von der Vorstellung, dass Klänge, wenn sie erzeugt werden – vergleichbar mit dem Geräusch des Urknalls, das noch heute im Universum als Rauschen zu vernehmen ist – nie gänzlich verschwinden. Als Erinnerungen an die Stimmen der Vergangenheit schwingen die brüchigen disharmonischen Klänge zwischen der Neuen Burg und den temporären Quartieren des Parlaments noch bis November 2018 über den Heldenplatz – nicht zuletzt eine Brücke zwischen der Politik der Vergangenheit und der Gegenwart – zwischen Diktatur und Demokratie. Letztere mitunter ebenso brüchig wie die Gläser, die Philipsz als Instrumente dienten.
The Voices – Susan Philips
12. März bis in den November, täglich um 12.30 Uhr und um 18.30 Uhr
Heldenplatz
www.hdgoe.at
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